Goar ist nur einmal im Jahr….

Es ist Freitagnacht und vier Sarower machen sich auf den Weg. Ihr Ziel? Die Burg Rheinfels in St. Goar am linken Ufer des Mittelrheins. Manch einer mag sich wundern, dass es sich für eineinhalb Tage lohnt ganz nach Rheinland-Pfalz zu fahren. Aber wer einmal dort war, wird mir zustimmen, wenn ich sage: „Ja, es lohnt sich!“. Denn in einem an dem Wochenende sehr häufig gesungenes Lied, heißt es: „Aber sche** drauf, Goar ist nur einmal im Jaaaaahr! Olé, olé und schalala!“ Aber was ist denn nun an diesem letzten Aprilwochenende in Sankt Goar gewesen? Ganz einfach: der 12. Rheinische Singewettstreit. Klingt im ersten Moment nicht so spannend. Außerdem gibt es doch den viel größeren Hamburger Singewettstreit. Richtig, dennoch geht es an diesem Wochenende eigentlich nicht primär um den Singewettstreit, der stattfindet, sondern vielmehr um alles andere, das drumherum passiert.

Aber fangen wir vorne an. Wir kommen morgens um 07.45 Uhr in Sankt Goar an. Noch totenstill liegt die Burg Rheinfels vor uns. Nach kurzer Suche finden wir Zelte, die wir kennen. Dies ist aber gar nicht so einfach, denn die ganze Burg steht voll mit Jurten und Kothen. Erst einmal legen wir also unsere Sachen im Wehrgang ab und warten, dass diejenigen, die bis tief in die Nacht bereits gesungen und getanzt haben, auch aufstehen.  Um 10.00 Uhr regen sich die ersten Zelte. Erste erstaunte Blicke treffen uns, ganz nach dem Motto: `Seit wann seid ihr hier? Ihr seid doch wirklich verrückt!´ Nachdem alle aufgestanden sind, gibt es endlich Frühstück. Wir sehen in viele sehr verschlafene und müde Blicke, die davon zeugen, dass die letzte Nacht nicht die längste zum Schlafen war, dafür aber auf Pfadfinderart sehr genossen und gefeiert wurde. Denn jeder hat auch dieses ganz besondere Strahlen in den Augen. Dieses Strahlen, das jedem klar macht, wie schön es ist, dass wieder der Rheinische Singewettstreit ist.  

Apropos Singewettstreit. Da war ja noch was. Die ESM (Europapfadfinder St. Michael, gute Freunde des Stammes Sarowe) nimmt nämlich selbst an dem Singewettstreit teil. Die Performance muss noch geprobt werden und das ist gar nicht mal so leicht. Schließlich gilt es ein sehr schönes selbstkomponiertes und selbstgeschriebenes Lied auf die Bühne zu bringen. Es handelt von der Kommunikation zwischen Menschen und den Folgen, wenn diese ausbleibt. „Ich sage nicht: Rede nur was man von dir hören will. Es gibt so viel Wege. Sag was, dein Mund bleibt still.“ Dies ist der sehr schöne Refrain. So wenige Worte und so viel Wahrheit, die in ihnen steckt.  Dazu gibt es eine Klatsch-Stampf-Choreografie.

Bevor dies alles geprobt wird, geht es aber erst einmal auf den Pfadfinderflohmarkt. Dort gibt es alles, was das Pfadfinderherz begehrt: Pullover, Jujas, Liederbücher, Besteck, Geschirr, Aufnäher, Pfadfinderbücher, etc. Also für jeden was dabei.

Eine Stunde vor dem Singewettstreit steigt die Spannung bei der Generalprobe des Auftrittes. Auf einmal ist es aber nicht nur die ESM, die mitsingt, sondern auch Sarowe singt jetzt tatkräftig mit. Dass wir weder Text noch die Choreografie können, fällt nicht weiter auf.  Wir haben einen Heidenspaß und das ist die Hauptsache.

Dann geht es in die katholische Pfarrkirche St. Goar, nachdem wir uns noch kurz mit Brezeln gestärkt haben. Dort ist nun der Singewettstreit. Sippen, Horten, Stämme und Singekreise zeigen, was sie können. Die Gruppe Fizzlibuzzli gewinnt zum vierten Mal in Folge den beliebten Zuschauerpreis „Loreleykracher“. Wer Fizzlibuzzli ist? Die ESM und alle ihre Mitsänger aus dem BSCP (Befreundete Stämme christlicher Pfadfinder), also unter anderem auch die Sarower. Das wir in unserer eigentlichen Kategorie auf dem letzten Platz gelandet sind, bleibt hierbei einmal unbeachtet. Dennoch haben wir den Preis für die beste Klatschchoreo bekommen. Also zwei erste Plätze gegen einen letzten, ein guter Schnitt.

Zurück auf der Burg gibt es erst einmal lecker Essen – Nudeln mit Gemüsesoße. Dann beginnt der beste Teil des Wochenendes: der Abend. Überall verteilt auf der Burg wird gesungen, getanzt, gelacht, gefeiert. Der perfekte Ort, um seine Pfadfinderakkus wieder aufzuladen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Und es kommt noch schöner, denn wir haben die Ehre mit gleich zwei Geburtstagskindern in ihren Geburtstag hinein zu feiern.  Der Abend wird lang und länger und irgendwann landen alle in ihren Schlafsäcken. Am nächsten Morgen ist dann lediglich aufräumen und Abreise angesagt – jedenfalls fast. Denn zum Frühstück gibt es nicht etwa ein Butterbrot, nein, es gibt warmen Streuselkuchen. Perfekt um motiviert in den Tag zu starten. Aber wehe dem, der die letzte Ecke in seinem Programmheft verloren hat, denn diese ist der Gutschein für den Kuchen. Auf Goar kann man alles verlieren, aber wer diese Ecke verliert, verpasst den besten Frühstücksstreuselkuchen. Nachdem wir alle verabschiedet haben, geht es heimwärts. Aber wir gehen nicht, wie wir gekommen sind, sondern wir tragen wieder einmal unvergessliche Erinnerungen in unseren Herzen und nehmen sie mit in unsere Pfadfinderarbeit.

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