Wenn du dich in der Natur orientieren musst und weder Kompass noch Uhr zur Hand hast, kannst du die Sonne und ihren Schattenverlauf nutzen. Der sogenannte Schattenkompass ist eine einfache und bewährte Methode, um die Himmelsrichtungen zu bestimmen. Hier zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie es funktioniert.
Wie funktioniert der Schattenkompass?
Die Sonne bewegt sich im Tagesverlauf von Osten nach Westen. Der Schatten eines Objekts wandert dabei mit:
- Am Morgen zeigt der Schatten nach Westen.
- Am Mittag (wenn die Sonne im Süden steht) ist der Schatten am kürzesten und zeigt nach Norden.
- Am Nachmittag und Abend zeigt der Schatten nach Osten.
Diesen Schattenverlauf machen wir uns beim Schattenkompass zunutze.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Schattenkompass
Was du brauchst:
- Einen geraden Stock (ca. 50-100 cm lang)
- Zwei kleine Steine, Stöcke oder andere Markierungen
- Ein wenig Geduld (ca. 15-30 Minuten)
So geht’s:
- Stock in den Boden stecken: Stecke den Stock senkrecht in den Boden. Der Stock sollte einen gut sichtbaren Schatten werfen.
- Erste Schattenmarkierung setzen: Markiere die Spitze des Schattens mit einem Stein oder Stock. Dies ist dein West-Punkt.

- Warten: Warte ca. 15-30 Minuten, bis sich der Schatten deutlich weiterbewegt hat.
- Zweite Schattenmarkierung setzen: Markiere die neue Position der Schattenspitze. Dies ist dein Ost-Punkt.

- Ost-West-Linie ziehen: Verbinde die beiden Markierungen mit einer Linie. Die erste Markierung ist Westen, die zweite ist Osten.
- Nord-Süd-Richtung finden: Stelle dich so auf die Linie, dass Westen links und Osten rechts liegt. Dann blickst du automatisch nach Norden – südlich liegt hinter dir.

Beispielhafte Anwendung:
Stell dir vor, du steckst den Stock um 15:00 Uhr in den Boden. Nach 20 Minuten hat sich der Schatten weiterbewegt. Du verbindest die beiden Markierungen – und hast eine präzise Ost-West-Achse. Wenn du dich mit Blick auf die Linie positionierst (Westen links, Osten rechts), ist Norden direkt vor dir.
Tipps und wichtige Hinweise:
- Je länger die Wartezeit, desto genauer die Linie.
- Die Methode funktioniert am besten zwischen 10:00 Uhr und 16:00 Uhr, wenn die Sonne hoch genug steht.
- In der Nähe des Äquators oder bei anderen geografischen Breiten kann die Richtung leicht abweichen, aber die Grundregel bleibt gleich.
Fazit: Ein Kompass aus Sonne und Schatten
Der Schattenkompass ist eine einfache, zuverlässige und natürliche Methode, um Himmelsrichtungen zu bestimmen. Er erfordert keine Hilfsmittel außer einem Stock und etwas Zeit. Probier es doch bei eurem nächsten Pfadfinderlager aus – es ist eine spannende Erfahrung, die eigene Orientierung an den Lauf der Sonne zu knüpfen.