Zuallererst kurz zu mir. Ich bin Hauke, Meutenführer und möchte euch hier meine Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse des letzten halben Jahres zum Thema Pfadfinder und Corona wiedergeben.
In den ersten März-Wochen hat uns Covid-19 so richtig erwischt. Als ich am 13.03. morgens in der Berufsschule saß und klar wurde, dass die Schulen schließen würden, ging mir wie vielen anderen Pfadfindern durch den Kopf: Was ist denn eigentlich mit den Sippen- und Meutenstunden? Finden die statt? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Wenn nicht, wie lange fallen sie aus?
Viele Fragen gingen uns durch den Kopf, die sofort in allen zur Verfügung stehenden Kanälen untereinander diskutiert wurden. Uns Führern war es nun zur Aufgabe gemacht worden, eine Entscheidung über den weiteren Verlauf zu fällen.
Letztendlich kamen wir zu dem Entschluss, dem Vorbild der Schulen zu folgen und bis auf weiteres die Pfadis auszusetzten.
Da ich nicht völlig untätig zuhause sitzen wollte, entschied ich mich also das Buch „Scoutig for
Boys“, welches der Pfadfinder-Gründer BP schrieb, zu lesen. Wie am Titel erkennbar ist dieses Buch auf Englisch geschrieben und ich gestehe schuldig: My english is not the yellow from the egg but it walks. Also habe ich einige Abende mit diesem schönen Buch verbracht und hatte hinterher mehr Fragen als vorher, da ich höchstens die Hälfte verstanden habe, aber ich nahm mir vor, es doch zu tun.
Nach einigen Wochen ohne jegliche Aktivitäten haben wir 4 Newsletter mit unveröffentlichten Berichten der letzten Lager, kniffligen Rätseln und vielen Bildern der letzten Abenteuer verschickt, um räumlich getrennt den Pfadfinderflair zu spüren. Zudem gab es die Challenge zum Pfingstlager mindestens eine Nacht im Zelt zu übernachten, das dann mit den Anderen geteilt werden konnte.
Zum Pfingstlager veranstalteten befreundete Pfadis aus Bayern einen YouTube-Stream, in dem wir gemeinsam den Abend mit Gesang, Geschichten und Witzen verbracht haben.
Das dies eine schöne Abwechslung zu dem sonst so pfadfinderarmen Alltag leider nicht besonders langanhaltend war, habe ich mir meine verstaubte Gitarre aus dem Schrank gegriffen und ein wenig in die Saiten gegriffen. Das war ein Fehler, denn sie war völlig verstimmt und es klang schrecklich. Also stimmte ich meine Gitarre und schnappte mir einen Lernzettel, den ich vor Langem mal erstellte und begann erneut. Heute nach etwa 2 bis 3 Monaten, vielen verzweifelten Abenden und einigen Fingerschmerzen kann ich sagen, dass ich die Lieder, die ich spiele, doch recht vernünftig klingen. Natürlich nicht überragend, aber es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Zum Ende der Sommerferien, als das öffentliche Leben wieder hochgefahren war und auch feststand, dass die Schulen wieder öffnen sollten, haben wir mit den Pfadfindern ebenfalls den Entschluss gefasst räumlich und zeitlich getrennt in kleinen Gruppen und unter Corona-Auflagen den wöchentlichen Betrieb wieder aufzunehmen.
Alle sind hell auf begeistert sich nach dieser langen Zeit nun endlich wieder zu sehen und hoch motiviert neue Dinge anzupacken und auszuprobieren. So wollen wir auch zu unserem Herbstlagertermin in den separaten Gruppen etwas unternehmen.
Durch diesen langen und intensiven „Entzug“ ist mir klar geworden, wie sehr ich die Pfadfinderei liebe und vermisst habe.
Hauke